“Youtube ist viel mehr als ein Door-Opener” - Nela Lee im Interview
Nela Lee ist nicht nur eine bekannte TV-Moderatorin, sondern seit mehr als einem Jahr auch erfolgreich auf der Videoplattform YouTube unterwegs. Wir haben sie zu den Unterschieden zwischen TV und YouTube, den aktuellen Entwicklungen der Szene und ihrem Kanal interviewt.
Broadmark: Du arbeitest zum einen als Moderatorin im Fernsehen und zum anderen bist du auch als YouTuberin aktiv. Inwieweit unterscheidet sich die Arbeit auf deinem YouTube-Kanal von deiner Arbeit im Fernsehen?
Nela Lee: Beim Fernsehen liegt die Entscheidungshoheit über Inhalt und Herstellung einer Sendung beim TV Sender oder auch der Produktionsfirma. Ein Moderator/in vermittelt daher überwiegend einen vorgegebenen Content. Bei Youtube bin ich selbst mein eigener Programmdirektor und für den Content verantwortlich. Das gefällt mir sehr gut.
Broadmark: Du kennst beide Medien, weißt wie sie funktionieren und hast in beiden bereits einige Erfahrungen sammeln können. Was bringt dir persönlich mehr Spaß? Das Fernsehen oder YouTube?
Nela Lee: Jedes Medium hat seinen eigenen Charme. Es gibt überall Vor- und Nachteile. Momentan genieße ich es, in beiden Welten unterwegs zu sein.
Broadmark: Was früher zum Beispiel MTV oder Viva waren, ist nun YouTube. Dort werden neue Stars geboren und der Grundstein für eine potenzielle Karriere gelegt. Wie beurteilst du diese Entwicklung?
Nela Lee: Ich finde es grundsätzlich sehr gut, dass heutzutage jede Person auch ohne großen Fernsehvertrag die Möglichkeit hat, ihr Können bei YouTube unter Beweis zu stellen. Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass es keine wirkliche Qualitätskontrolle geben kann und man daher auf der Plattform auch viele Videos ohne erkennbaren Mehr- oder Unterhaltungswert findet.
Broadmark: Wie denkst du wird sich dies allgemein entwickeln? Werden wir bald auch YouTuber im Fernsehen sehen?
Nela Lee: Das ist ja schon längst passiert. Allerdings aus ganz anderen Gründen als so manche erfolgreiche YouTuber annehmen.
Broadmark: Inzwischen wird YouTube auch von den klassischen Medien ernster genommen. Ist die Arbeit als YouTuberin auch ein Door-Opener? Hat dir YouTube beruflich schon etwas gebracht?
Nela Lee: Youtube verschafft Reichweite, für die man vor zehn Jahren noch Castings, Beziehungen und Glück haben musste. Deswegen ist es viel mehr als ein Door-Opener. YouTube hat neben meiner TV Präsenz auch mein Spektrum erweitert. Das hat sich natürlich auch positiv für mich ausgewirkt.
Broadmark: Die YouTube-Szene ist extrem schnelllebig. Vor allem in den letzten Monaten gab es viel Trubel um diese. Wie beobachtest du diese Entwicklung?
Nela Lee: Das ist Evolution. Als großer YouTuber ist man für viele Bereiche sehr interessant und was als Hobby begonnen hat, wird schnell zum Beruf. Ab einem gewissen Level kann man das nicht mehr alleine leisten und braucht professionelle Partner.
Broadmark: Insbesondere die Diskussion um die YouTube-Netzwerke war hier eines der Kernthemen und vor allem Mediakraft, wo du auch unter Vertrag bist, stand in der Schusslinie. Wie hast du dies wahrgenommen?
Nela Lee: Das Medien-Umfeld und das Geschäftsmodell YouTube entwickeln sich weiter und wie bereits gesagt, sind die Partner eines YouTubers sehr wichtig. Daraus muss jeder seine persönlichen Schlüsse ziehen.
Broadmark: Neben der allgemeinen Entwicklung der Szene, gab es auch unter diversen YouTubern in den letzten Wochen einige Auseinandersetzungen und Diskussionen. Wie hast du dies empfunden?
Nela Lee: Die deutsche YouTube Szene fragt sich gerade, was sie eigentlich ist und wofür sie steht. Wir haben ja jede Facette, beginnend bei hoch professionellen Experten, Selbstvermarktern, One-Man-Verkaufsshow-Talenten, Comedians, Gamern und die Liste ist wohl fast unendlich. Ich befinde die einsetzende Selbstreflexion für gut.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass die YouTuber wissen, dass sie auch Verantwortung tragen. Vor allem gegenüber den besonders jungen Zuschauern. Eine Art Ehrencodex unter großen YouTubern fände ich wünschenswert.
Broadmark: Doch nicht nur um YouTube herum entwickelt sich einiges. Auch auf YouTube tut sich viel. Dabei geben viele YouTuber - und auch du - in ihren Videos einen Einblick in ihr Privatleben, ihre Persönlichkeit und sogar ihr Schlafzimmer. Wie gehst du damit selbst um? Wo ist bei dir die Grenze, wo du sagst: “Das teile ich nicht mit meiner Community.”?
Nela Lee: Grundsätzlich soll jeder das tun, was er für richtig und gut hält. Meine Community versteht aber, dass ich eine deutliche Grenze zwischen öffentlichen und privaten Dingen ziehe und warum diese wichtig ist.
Broadmark: Angefangen hast du auf YouTube am 28.10.2013. Aus welchem Grund hast du deinen YouTube-Kanal damals gestartet?
Nela Lee: Ich war neugierig, wie YouTube funktioniert und wollte Inhalte ausprobieren… Das macht mir bis heute sehr viel Spaß.
Broadmark: Mittlerweile hast du mehr als 115 000 Abonnenten erreicht. Eine nicht allzu kleine Zahl. Was bedeutet diese und vor allem deine Zuschauer für dich?
Nela Lee: Ich bin unheimlich stolz auf meine Community - die ich liebevoll Raketen nenne, da ich mit ihnen auf YouTube, Twitter und Instagram in einem regelmäßigen Austausch stehe und gemeinsam mit ihnen meinen Channel entwickle. Es gibt auf meinem Kanal ein eigenes Format “Thank god it’s ROCKET friday”, das sich ausschließlich um die Fragen und Kommentare meiner Community kümmert. Hier werden treue Mitglieder für die Rocket Hall of Fame gekürt, Fragen beantwortet und Themen besprochen, die für meine Raketen relevant sind. Dass dieses Format und die Interaktion so gut funktioniert, liegt ausschließlich an meiner großartigen Community.
Broadmark: Zu guter Letzt: Gibt es besondere Projekte, die du in Zukunft für deinen Kanal geplant hast? Und was hast du noch alles dieses Jahr vor?
Nela Lee: Es gibt viele Ideen und viele Projekte, die in den Startlöchern stehen. Ihr dürft gespannt sein!
Beitragsbild von Nela Lee
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar