Kolumne: Youtube-Events – Besserung in Sicht?
Kolumnist Lars-Sören Steck war noch nie ein großer Freund von Youtube-Events, doch er hofft auf Besserung.
Inzwischen gibt es auch in Deutschland viele große Youtube-Veranstaltungen, deren Ausrichtung unterschiedlich ist: Die einen setzen auf „Fans“, welche gerne ihre Idole treffen wollen. Dort sind dann ein Foto und ein Autogramm mit den Youtubern möglich. Die anderen sind eher Branchenveranstaltungen, bei denen die Videoproduzenten unter sich sind.
Die größten Events gehören jedoch zweifelsfrei zu den Erstgenannten. Sie zeigen, dass Youtube heutzutage, zumindest bei der Jugend, keine Besonderheit mehr ist und zum „Mainstream“ gehört. Die eine Veranstaltung verläuft dabei etwas interessanter, die andere ist eher ein Misserfolg. Zu den drei größten deutschen Youtube-Events gehören der Videoday, der XXLTuberDay, sowie der Deutsche Webvideopreis. Auch auf der Gamescom, der weltgrößten Messe für Videospiele, finden häufig Youtuber-Shows statt.
Gerade am Videoday lässt sich eine rasante Vergrößerung der Youtuber-Szene erkennen: Als er 2010 das erste Mal stattfand, waren gerade einmal ca. 400 Besucher zugegen. 2012 waren es schon 5000 Besucher und es stand eine ganze Kölner Messehalle (zeitgleich zur Gamescom) zur Verfügung. 2013 fand die Veranstaltung dann in der Kölner Lanxess Arena statt, 8000 Besucher erwarben ein (erstmals kostenpflichtiges) Ticket. Auch 2014 wird der Videoday dort veranstaltet werden.
Von all diesen Veranstaltungen war ich bereits beim Deutschen Webvideopreis sowie bei der Gamescom anwesend. Den Videoday 2012 und 2013 habe ich per Livestream und Twitter mitverfolgt.
Mir ist dabei aufgefallen, dass alle Veranstaltungen mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben: Wie bringe ich Youtube-Formate auf die Bühne? Eine Antwort fanden alle Events: Musik! Sobald ein Youtuber ein Lied aufgenommen hat, musste er dies natürlich auf der Bühne vorführen. Der Deutsche Webvideopreis war davon nicht so sehr betroffen, da es hier natürlich vorrangig um eine Preisverleihung ging. Beim Videoday war dies jedoch deutlich zu bemerken. Das Problem dabei ist, dass die Fans noch viel mehr erwarten, als nur ein einfaches Konzert mit verschiedenen Youtubern. Klar gab es vorher Autogramme, auch wenn es hier zumindest beim Videoday durchaus organisatorische Schwierigkeiten gab, doch das erwartete Bühnenprogramm unterscheidet sich eben doch vom Tatsächlichen.
Wie kann man diesem Dilemma nun entgegentreten? Die sicherlich sinnvollste Möglichkeit wäre der Versuch, die verschiedenen Youtube-Formate so gut es geht auf die Bühne zu bringen. Denn es gibt eben nicht nur Musik auf Youtube. So konnte das „Let’s Play Together“ mit Gronkh und Sarazar auf der Gamescom 2013 durchaus überzeugen. Denn hier gelang es – im Gegensatz zu vielen anderen Youtube-Veranstaltungen – ein Format wie es auf Youtube funktioniert, auf der Bühne zur Geltung zu bringen. Ein erster Lichtblick ist dabei die Verlängerung des VideoDays auf zwei Tage, denn hier liegt ein weiterer wichtiger Punkt: Die Community muss wieder mehr mit einbezogen werden. Kritiker sprachen letztes Jahr von einer viel zu kurzen Autogrammstunde. Doch ist es nicht gerade das, was Youtube so auszeichnet? Die mögliche Nähe zu den Youtubern, die so in anderen Medien nicht gegeben ist? Zu guter Letzt darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass sich solche Veranstaltungen weiter entwickeln. Organisatorische Fehltritte wird es immer geben, aber aus diesen sollte man lernen, um das nächste Event umso besser gestalten zu können. Ob dies gelungen ist, wird sich noch zeigen.
Letztlich muss sich jeder selbst fragen, ob eine Großveranstaltung wie die verschiedenen Youtuber-Events auf der Gamescom oder der Videoday das Richtige für ihn sind. Inzwischen veranstalten immer mehr Youtuber auch kleinere Treffen, an denen man teilnehmen kann. Hier ist es häufig deutlich angenehmer, ganz einfach, weil weniger Menschen da sind und man seinen Youtubern so auch viel näher kommen kann.
Die Hoffnung für die großen Events will ich aber nicht aufgeben. Es ist noch viel Arbeit nötig, aber auch Großveranstaltungen mit Youtubern können funktionieren. Das “Let’s Play Together” auf der Gamescom war ein Beweis dafür.
Beitragsbild: Videoday 2013