“Das sind alles richtig gute Freunde” - Alexis aus der GW2Community im Interview
Im ersten Interview unserer GW2Community-Reihe sprachen wir mit Alexis über Internetfreundschaften, den Aufwand von Let’s Plays und dem Unterschied zu anderen Videos.
Bereits im Jahr 2013 begann Andrea aka Alexis mit ihrem Kanal TheasWelt ihren Werdegang auf YouTube. Damals lud sie hauptsächlich Vlogs hoch, in denen sie ihr Alltagsleben und das ihres neugeborenen Sohns aufnahm und ihren Zuschauern näher brachte. Im folgenden Jahr begleitete Andrea ihre Schwangerschaft und ließ ihre Community auch am Aufwachsen ihres zweiten Sohns teilhaben. Vor wenigen Monaten entschied sich die zweifache Mutter dann dazu, auch ihre private Spielleidenschaft zu teilen und gründete den Gaming-Kanal AlexisONgw2community.de. Auf dem Kanal findet man die ersten Guild Wars 2-Let’s Plays von Andrea. Im Interview verriet sie uns, wie sie mit Kritik umgeht, was Gamingvideos von anderen unterscheidet und was sie eigentlich von Internetfreundschaften hält.
Broadmark: Du bist schon seit 2013 auf YouTube aktiv. Die Plattform ist ja sonst eigentlich eher geprägt von Teenies und jüngeren Twens, wie bist du auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, dort Videos hochzuladen und dein Leben und das deiner Kinder mit anderen zu teilen?
Andrea: Ich war selbst ziemlich aktiver Zuschauer, als ich angefangen habe, war ich 25 und hab mich damals durchaus noch als jüngeren Twen gesehen. Ich hab halt viel daaruum und Lefloid geguckt und tue das auch heute noch. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, das mal selbst zu machen, hatte aber nie die Möglichkeiten und Zeit wegen Arbeit et cetera. Als mein Sohn geboren wurde, habe ich dann eine Kamera geschenkt bekommen und habe recht lange überlegt, ob ich’s mache oder nicht und hab’ dann gedacht: “Ach, komm’, ich probier’s halt einfach mal aus!” Und habe dann einfach die Themen genommen, die mir nahe lagen.
Broadmark: Gab es Kritik, weil du das Privatleben deiner Söhne im Internet verbreitet hast?
Andrea: Die gibt es immer wieder und gab es auch immer wieder, auch wenn es meistens nur relativ versteckt oder zwischen den Zeilen kommt. Also so richtig offen kommt da halt wirklich selten was. Aber ich hab mir immer gesagt, ich bin ja nicht bei Big Brother oder bei RTL, wo andere bestimmen, wie man dargestellt wird, sondern ich bestimme, was online kommt und was nicht. Ich fühle mich eigentlich nicht so, als hätten wir da keine Privatsphäre ganz im Gegenteil. Es ist eigentlich einfach ein netter Zusammenschnitt, so wie man ihn irgendwann auf irgendeiner lustigen Hochzeit auch zeigen würde und da muss man sich nicht für schämen, denke ich.
Broadmark: Deine Söhne sind mittlerweile zweieinhalb Jahre und zehn Monate alt. Sie werden also älter und werden demnächst wahrscheinlich auch YouTube als Plattform entdecken und ihre Lieblings-YouTuber finden. Kam daher auch der Entschluss, das Genre zu wechseln oder läuft der alte Kanal noch parallel weiter?
Andrea: Ich will’s weiterlaufen lassen, also ich hab nicht vor das andere aufzugeben. Es wird sicherlich irgendwann einen Themenwechsel geben, weil ich nicht für alle Ewigkeiten nur über Kinder berichten werde. Es heißt ja auch nicht umsonst TheasWelt. Momentan ist das mein Lebensmittelpunkt und das womit ich am meisten Zeit verbringe. Das wird sicherlich irgendwann nachlassen, wenn sie etwas älter werden, dann muss das auch irgendwann einfach nicht mehr sein. Aber der Kanal wird auf jeden Fall weiterlaufen.
Broadmark: Nun hast du zusätzlich noch einen Gamingkanal eröffnet. Wie lange spielst du denn privat schon Videospiele und seit wann bist du in der Guild Wars 2-Community aktiv?
Andrea: Angefangen hat das schon als kleines Kind am Sega mit Sonic und später Pokemon. So richtig angefangen mit Onlinespielen habe ich tatsächlich erst mit 18 mit Guild Wars 1. Dann hab ich zwischen Guild Wars 1 und Guild Wars 2 zwei andere Sachen mal probiert, mehr oder weniger, bin aber bei Guild Wars 2 geblieben. Bei der Community bin ich von Anfang an dabei. Ich bin eine derjenigen, die so die Grundidee mit hatte und das Ganze mit entwickelt hat.
Broadmark: Es gibt viele “Erwachsene”, die das Phänomen von Internetfreundschaften nicht verstehen und diese kleinreden. Du bist nun selbst Teil einer Online-Community, was sagst du solchen Zweiflern?
Andrea: Also prinzipiell kann ich das sogar von der einen Warte ein wenig verstehen. Gerade diese Leute, mit denen man nicht so viel zu tun hat, also wo keine echten Freundschaften daraus entstehen, das sind ja so Online-Bekanntschaften, die oftmals recht kurzlebig sind und wo man nicht richtig weiß, wer oder was wirklich dahintersteckt. Aber andererseits finde ich, dass gerade Freundschaften, die sich in Communities und Onlinespielen bilden, auf einer ganz anderen Ebene stattfinden, weil man sich halt erst persönlich miteinander auseinander setzt, bevor man einen optischen ersten Eindruck hat und Leuten mit Vorurteilen begegnet, die man vielleicht gar nicht bewusst hat. Ich finde, man lernt sich auf einer anderen Ebene kennen und das ist sehr interessant. Ich hab das gemerkt, so mit 19, als ich auf meinem ersten Gamingtreffen war und da saß ich da, hab die Leute beobachtet und dachte: “Mit der Hälfte der Leute hättest du so wahrscheinlich nie geredet, weil du auf den ersten Blick gedacht hättest, dass die mit dir nicht zurecht kommen und andersrum.” Aber das waren alles richtig gute Freunde.
Broadmark: In der GW2Community wussten deine Freunde wahrscheinlich, dass du YouTuberin bist. Kam der Vorschlag aus der Community, die meinten, du sollst dich doch auch einfach mal beim Spielen aufnehmen?
Andrea: Der Vorschlag kam häufiger. Ich hab auch länger selbst darüber nachgedacht, hatte bisher nur einfach die technischen Mittel nicht. Seit ein paar Monaten habe ich jetzt einen neuen Rechner. Mit dem davor ging das einfach nicht. Das war nur eine Frage der Technik.
Broadmark: Vorher hast du ja eher Vlogs hochgeladen. Wie ist der Unterschied der Gamingvideos zu anderen Videos? Ist der Aufwand von Let’s Plays wirklich so gering, wie man überall hört?
Andrea: Ich finde nicht unbedingt, dass der Aufwand wesentlich geringer ist. Also klar, wenn man das Let’s Play nur mitschneidet, das Intro vorknallt und das online stellt, dann ist der Aufwand sehr gering, aber das ist dann auch kein wirklich schönes Video. Ich schneide meine Gamingvideos genauso, der einzige Vorteil ist vielleicht, dass man nicht so viele einzelne Videos hat, die man dann erstmal in eine Spur bringen muss. Ansonsten finde ich den Aufwand gar nicht so viel geringer als bei Vlogs und ähnlichem. Gerade bei Gamingvideos legt man an anderer Stelle qualitativ einfach viel höhere Ansprüche. Ich hab’ für die Intros für meinen Gamingkanal wesentlich länger gearbeitet als an manchem Vlog und das sind nur zwölf Sekunden. Da liegen halt die Schwerpunkte woanders, denk’ ich.
Was halt auch noch ein großer Unterschied ist, ist das Feedback. Ich kann mich erinnern, als ich mit dem TheasWelt-Kanal angefangen habe, kam am Anfang unglaublich viel Feedback. Auch schon als ich so 20 oder 30 Abonnenten hatte, weil man sich einfach gerade in der Mutti-Szene viel austauscht und viele auch Fragen haben. Das ist das Schöne in dieser Szene, dass man sich da viel unterhält.
Bei den Let’s Plays kommt so gut wie gar kein Feedback, die Leute gucken das halt und das war es dann im Prinzip auch schon. Ich freu mich schon, wenn das irgendwann mal mehr wird.
Broadmark: Hast du schon eine Vorstellung davon, ob du dich auch von GW2 bzw. dem Roleplay-Genre lösen und vielleicht auch andere Spiele aufnehmen willst?
Andrea: Ich denke, ich werde dabei bleiben. Also bei dem Kanal auf jeden Fall, der heißt ja auch nicht ohne Grund AlexisONgw2community.de. Ich finde, das macht es dem Publikum auch einfacher, wenn man bei einem Genre bleibt. Sonst hat man bei einem Let’s Player vier unterschiedliche Spiele und drei davon interessieren einen gar nicht. Das finde ich persönlich als Abonnent immer recht anstrengend.
Broadmark: Jetzt eine typische Frage, aus einem Bewerbungsgespräch: Worin unterscheidest du dich von anderen, also warum sollte der Zuschauer eher deine Videos anklicken?
Andrea: Ich bin ehrlich, ich bin so wie ich bin. Ich habe einfach Spaß. Ich rede, was mir gerade so in den Sinn kommt, manchmal auch total sinnloses Zeug über Einhörner und Regenbögen. Ich versuche auch immer, auf mein Publikum einzugehen. Ich gucke mir durchaus alles an, versuche auf Feedback und so einzugehen und hab’ einfach Spaß dabei und versuche keine Fachliteratur daraus zu machen. Und außerdem hab ich Steffi. Es ist ja nicht so, als wäre ich immer alleine in meinen Let’s Plays und Steffi und ich sind zusammen sehr unterhaltsam.
Broadmark: Siehst du YouTube denn als Hobby oder als kleinen Beruf und was sagt eigentlich dein Mann dazu?
Andrea: Ich sehe das auf jeden Fall als Hobby, ich hab natürlich nichts dagegen, wenn das irgendwann mal zum Minijob wird. Sowas freut einen natürlich immer, aber das ist momentan absolut unrealistisch. Mein Mann findet das soweit gut. Er guckt sich die Videos, die so von unserem Leben handeln, auch immer an. Er macht ja manchmal selbst sogar Kleinigkeiten und dreht ab und zu, allerdings nicht für den Gamingkanal. Ich glaube, er ist ganz froh, dass ich mich damit geistig beschäftigen kann.
Broadmark: Wenn deine Jungs später mal zu dir kommen und sagen “Mama, Mama, wir wollen auch YouTube machen”, welchen Tipp gibst du ihnen dann?
Andrea: Nicht runterziehen lassen von “Daumen runter” und Hatern. Da braucht man zwar oftmals ein dickes Fell, ich hab’ das Gott sei Dank schon. Aber man darf sich nicht runterziehen lassen von sowas, da muss man am Anfang einfach ein bisschen durch. Und sich selbst treu bleiben, nicht nur irgendwas machen, weil es alle machen, sondern selbst Spaß daran haben.
Broadmark: Vielen Dank für das Interview!
Kommt hier zum letzten Artikel unserer GW2Communityreihe.
Beitragsbild von GW2Community
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