Kolumne: “Durchgehend schmerzhaft”
Kolumnist Lars-Sören Steck schmerzen die Ohren: Seine These - wenn Youtuber anfangen “Songs” aufzunehmen, schaltet man lieber schnell den Ton ab.
Professionelle Youtuber, also solche, die ihr Hobby zum Hauptberuf gemacht haben, müssen sicherstellen, dass einige Faktoren gewährt sind und gewährt bleiben: Sie müssen dauerhaft bekannt und beliebt bleiben, um genug Aufrufe und Abonnements zu erzielen, welche letztlich für hohe Klickzahlen sorgen. Denn diese sind es, welche die so dringend benötigten Werbeeinnahmen erzielen.
Eine weitere Vermarktungsquelle ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Songparodien sowie selbst geschriebene Songs.
Wurden die Parodien aus rechtlichen Gründen im Regelfall nur auf Youtube hochgeladen, können die selbst geschriebenen Lieder meist auch über Onlineshops wie iTunes oder Amazon erworben werden.
An der Qualität hat sich indes nichts geändert: Mit Autotune verzerrte Stimmen “singen” zu billigen musikalischen Kompositionen. Die Videos können zwar zumeist überzeugen, beim Ansehen eben dieser fragt man sich aber gleichzeitig: Ist das noch Youtube oder schon TV? Den leicht unprofessionellen Charme, welcher Youtube-Videos ja gerade so interessant macht, ist hier nicht mehr zu vernehmen. In Kombination mit den durchaus aufwendig produzierten Songs, entsteht das Gefühl, dass es sich hier eher um eine TV-Produktion handeln könnte.
Ist die Musik Geldmacherei?
Nun wäre dies ja alles noch in Ordnung: Den Fans gefällt es und wem es nicht gefällt, der muss es sich ja auch nicht ansehen. Ich selbst habe auch schon eine kleine Songparodie aufgenommen, welche nicht wirklich toll klingt. Darf ich mich also was das angeht beschweren? Vermutlich eher nicht. Worüber ich mich hingegen aufregen darf, ist der Versuch, diese insgesamt doch eher schwachen musikalischen Erzeugnisse mit Vorwänden möglichst weit in die deutschen Singlecharts zu bringen, oder anders formuliert, damit “Youtube-Money” zu machen.
Den zum Teil noch ziemlich jungen Fans der Youtuber wird der Eindruck vermittelt, ein Kauf des jeweiligen Songs wäre das Wichtigste, was sie tun könnten, um ihre Idole zu unterstützen. In Wahrheit ist das ganze reine Geldmacherei. Aber auch hier könnte man behaupten: Es muss ja jeder selbst wissen. Wem es gefällt, der kauft es und der Rest eben nicht. Aber sind elf- oder zwölfjährige Y-Titty-Fans wirklich schon in der Lage, sich gegen den Kauf eines Songs zu entscheiden, wenn sie große Fans sind? Wenn ich mir die Kommentare unter so manchem Video dieser Youtuber anschaue, so wage ich dies zu bezweifeln.
Und dieses Jahr?
Die traurigen Höhepunkte dieses Konzepts waren einerseits der Versuch vom Youtuber FreshTorge, seinen Song gegen eine DSDS-Kandidatin auf Platz 1 der Charts zu bringen, hier das typische Spiel mit dem “Hasselement” vieler Youtuber, RTL, und das völlig belanglose Y-Titty Album Stricksocken Swagger.
Hoffen wir, dass es dieses Jahr anders werden wird, als im letzten Sommer. So veröffentlichte Doktor Allwissend beispielsweise schon dieses Jahr ein Buch. Auch Y-Titty haben dies bereits getan. Besser als ein Song ist dies allemal, weil ein Buch alleine schon aufgrund der Veröffentlichung bei einem Verlag zumindest grundsätzliche Qualitätsanforderungen erfüllen dürfte. Außerdem schmerzen danach meine Ohren nicht so sehr.
Beitragsbild: Y-Titty