Sollte man sich als YouTuber outen?
Was spricht dafür, dass YouTuber sich öffentlich zu Ihrer Homosexualität äußern und warum es vorteilhaft für die eigene Community sein kann.
Es ist ein Thema, das für viele Menschen sehr entfernt ist. Die eigene Sexualität ist für einen so selbstverständlich wie die Nutella zum Frühstück. Bei vielen Personen ist es auch selbstverständlich, dass Mann und Frau oder auch Frau und Mann zusammenleben. Dass es jedoch auch andere Formen gibt, scheint bei vielen zwar in der Theorie präsent zu sein, aber in der Praxis nicht. Andere Lebensweisen begegnen einem nur im Fernsehen oder in sonstigen Medien: Olivia Jones, Klaus Wowereit und mit etwas Glück vielleicht noch Guido Maria Kretschmer. Und wenn man dann der Gesellschaft selbst sagen muss, dass man die gleiche Gesinnung wie die genannten Personen pflegt, beginnt mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt das Schubladendenken.
Natürlich ist es nicht immer so, aber ich würde behaupten, dass es bei vielen Personen so ist. Um dieses Denken zu verändern, müsste es alltäglicher werden, dass man beispielsweise mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammenlebt. Erreicht ist dies, wenn man morgens nicht den schwulen Nachbarn grüßt sondern den Manuel.
Die Lage auf YouTube
Die bekanntesten homosexuellen YouTuber sind wohl Manniac Mind, Tyler Oakley oder Darkviktory, der sogar mit KostasKind seine Beziehung öffentlicht lebt. Gerade bei Darkviktory ist es immer wieder beruhigend, die Kommentare seiner Profile in den sozialen Netzwerken zu lesen. Dort wird die Beziehung mit seinem Freund sogar unter dem Hashtag #Kostory von den eigenen Fans gefeiert - daher kann man auch als Außenstehender schnell erkennen, dass Darkviktory homosexuell ist und dies von der YouTube Community überwiegend toleriert wird.
Bei vielen homosexuellen Menschen ist es auch so, dass sie ihre Sexualität nicht nach außen leben. Das kann einerseits den Grund haben, dass man dies als Privatsphäre ansieht. Des Weiteren aus gesellschaftlichen Bedenken oder, weil man das Selbstvertrauen, sich zu outen, nicht hat. YouTuber leben ihre Sexualität teilweise auch nicht offen, weil sie Bedenken haben, dass sie öffentliche Konfrontationen ausbaden müssten. Und stellt euch mal vor, ein großer Fitness-Creator würde seine Homosexualität offenlegen - die Kritik (ein nettes Wort für Beleidigungen) wäre vermutlich extrem groß. Ein weiterer Grund kann jedoch auch sein, dass man Angst hat Fans zu verlieren, die sich vorher eine Beziehung mit ihrem Star erträumt haben. Alles nur Theorie.
Sollte man sich outen?
Wenn sich YouTuber öffentlich outen, kann das ein Vorteil für sie selbst sein, weil sie das bekommen, wovon sie auf der Videoplattform leben: die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Je mehr man sich von der Masse abhebt, desto mehr wird man seine eigene Marke. Man sollte nun nicht wie Sami Slimani sein eigenes Leben als Produkt verpacken, sodass man bei jedem Interview die gleiche Story abspult, denn dann verliert man seine Authentizität. Aber Webvideo ist oft auch “Story telling” und wer etwas zu erzählen hat, dem hört man meistens auch gerne zu.
Man tut jedoch auch etwas für seine homosexuellen Fans oder die, die welche kennen, die homosexuell sind. Es kommt oft vor, dass homosexuelle Jugendliche davor Angst haben, sich der Fußballmannschaft zu stellen, um sich zu outen. Das große Problem dabei ist, dass es bis auf Thomas Hitzelsberger im Profifußball auch kein Beispiel gibt, das hier als Vorbild zu nennen wäre. Oft holen gerne auch Personen der älteren Generation die Klischee-Peitsche raus und stellen Vergleiche mit Stars wie Oliva Jones auf - “Willst du auch so’ne Transe werden?”. Dann kann man einfach sagen: “Nein, eher wie Guido Marie Kretschmer, welcher Unternehmer und glücklich mit einem Mann verheiratet ist”. Und wer sich der Klasse oder im Kollegenkreis outen muss, dem fehlt oft das Selbstvertrauen, aber wenn man sagen kann, der YouTuber ist es doch auch, dann kann es eine Erleichterung sein.
Doch auch heterosexuelle Menschen können lernen, dass das Leben als Homosexuelle/r doch nicht viel anders ist. Jedem sollte bewusst sein, dass der typische Klischee-Homosexuelle nur einen Bruchteil vieler gleichgeschlechtlich orientierten Personen betrifft. Bei Jugendlichen, die merken, dass sie selbst homosexuell sind, können geoutete YouTuber einen Vorbildscharakter entwickeln und betroffenen Personen ans Herz legen, bei bestimmten Portalen nicht aktiv zu sein (Sorry, ein Insider).
Zusammenfassend
Meiner Meinung nach wäre es vorbildlich, wenn sich YouTuber zu ihrer Homosexualität bekennen würden. Es hätte nicht nur einen Vorteil für das eigene Image, sondern auch für die Community des jeweiligen. Jedoch muss man beachten, dass jeder selber entscheiden darf und muss, was von einem nach Außen gelangt und was nicht. Deshalb sollte man auch respektieren, wenn sich jemand nicht outet.
Diskutiert mit Julian gerne auch über Twitter, denn ein Großteil des Artikel musste er aus eigenen oder Erfahrungen anderer erzählen. Sicherlich haben viele auch andere Erfahrungen gemacht.
Beitragsbild von Mark and Dethan (gleichzeitig Kanaltipp zum Thema)
Ich denke, daß es jedem selbst überlassen bleibt, sich zu outen. Allerdings wird es in unserer heteronormativen Welt, ohne Outing manchmal schwierig. Meiner Erfahrung lebt es sich einfacher und unbeschwerter, wenn man zu dem steht was einen ausmacht und dazu gehört sicherlich auch die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität.