Nicht so geil: Junge Union und der Online-Wahlkrampf
Kolumne. Die Junge Union hat es nicht so mit dem Online-Wahlkampf. Besonders im Internet blamieren sich die Jungpolitiker des Öfteren.
Friedrich Liechtenstein hat mit dem Song “Supergeil” die Massen bewegt - auch wenn es nur ein Werbeclip war. Das Instrumental stammt vom Künstler “Der Tourist”, welcher sich über die vielen Cover-Hits von seinem Song freute. Doch ein Cover war ihm ein Dorn im Auge - das Cover der Jungen Union Darmstadt. Mittlerweile musste die JU ihre Version von Youtube entfernen, da sie keine Rechte an dem Stück erworben hatten.
Auf Youtube findet man sehr viele Videos über die Nachwuchsorganisation der CDU und CSU, doch auf einen guten Clip wartet man vergebens. Oft findet man nur schlecht produzierte Beiträge, die der JU einen Imageschaden hinzufügen. Die Bewertungen sind meistens auf Kellerniveau und die Kommentarschreiber machen sich über die motivierten Jungpolitiker lustig - meistens leider berechtigt. Dass es auch anders geht, beweist die JU Thüringen, die auch sehr informative Videos auf ihrem Kanal geuploaded hat, was man auch am Feedback der Videos erkennen kann.
Der Versuch der Revolution
Vor zwei Jahren habe ich selbst angefangen in der Jungen Union aktiv zu werden und wollte damals viel verändern. Mein Ortsverband besteht zwar aus wenigen aktiven Mitgliedern, aber dafür aus ziemlich netten und klugen Personen. Auch die örtliche CDU macht ihre Arbeit sehr sauber und kümmert sich um das Wohlbefinden der Bürger. Doch als ich zum ersten Mal den Kreis- und Bezirksverband gesehen habe, hat sich meine Meinung zur Jungen Union rapide geändert.
Zu Anfang habe ich mir das Ziel gesetzt, die Junge Union etwas moderner zu gestalten. Deshalb stand ich auch direkt zur Verfügung, als die Bundestagskandidatin in meinem Wahlkreis mich nach meiner Hilfe zum Thema Webvideo fragte. Ich sagte ihr zu und bekam sogar noch zu meiner Videoausstattung Zusatzequipment gestellt. Wir drehten sogar noch bei einem örtlichen Fußball-Duell ein paar Szenen für die ersten Videos, doch dann sagte man mir, dass ich mich doch eher auf die Schule konzentrieren solle. Heute weiß ich, dass mich jemand anders nicht im Öffentlichkeitsteam der Kandidatin haben wollte.
Und das spiegelt die Junge Union wider. Es gibt viele Mitglieder, die die Jugendorganisation mit viel Leidenschaft voranbringen wollen. Doch es gibt auch viele Personen, die eine Karriere in der JU oder in der Union anstreben und sich deshalb die Personen aussuchen, die ihnen dabei helfen - Karrieristen. Und gerade bei dieser Art von Person ist es oft so, dass sie viel Ankündigen, aber nicht viel dafür tun. Und so entstehen solche Videos.
Schnell gemacht - Weit gebracht?
Nach dieser “Niederlage” habe ich mich dann in den Kreisvorstand als Medienverantwortlicher kooptieren lassen. Hier sollte ich für den Kreisverband eine Website machen, die in meiner Zeit nicht veröffentlicht werden konnte. Wir wollten eine Website haben, die auch kleine Ortsverbände mit präsentiert, die keine richtige Website online gestellt haben. Ich habe monatelang versucht die Texte von den jeweiligen Vorständen zu bekommen, doch es kam nichts. Der Kreisvorsitzende hat sich nur unregelmäßig um meine Wünsche gekümmert, wodurch ich die Motivation verlor.
Auch der Bezirksvorsitzende lud mich ein und fragte mich, ob ich nicht eine Website für den Verband erstellen könnte. Ich erstelle ein Konzept und eine Musterwebsite, doch dann folgte wenig. Erst vor wenigen Monaten kam wieder Kontakt zum Ansprechpartner, doch für eine kostenlose Website hatte ich dato dank Broadmark und Becker-Banse keine Zeit mehr. Da ich das Vorhaben erst angenommen hatte, und im Nachgehen ablehnte, wurde sogar noch eine bösartige Rundmail verschickt, die auch mich erreichte.
Wer in der Jungen Union aktiv wird, muss also sehr sehr sehr viel Geduld und Nerven haben - die ich auf Dauer nicht mehr hatte. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr gemeldet. Und so läuft es in vielen Kreisen der Jungen Union ab. Im Ortverband werde ich noch etwas aktiv bleiben, aber der Rest ist mir zu halbherzig.
Halbherzig sind auch die Youtube-Videos der Jungen Union. Kreislauf - Versteht sich.
Playlist: 34 Minuten peinliche Videos um und von der Jungen Union
Beitragsbild: Julian Banse
Quellen: HR-Online, Facebook