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Macht Youtube krank?

Gerade nach den Meldungen der letzten Woche, dass ApeCrime langsam die Puste ausgehe und Burnout sich breitmache, stellt sich vielen die Frage, wie stressig Youtube eigentlich sein kann und ob Youtube wirklich krank machen kann.

Über die besagte Meldung berichteten wir bereits vor einigen Tagen hier auf Broadmark.de. Jan von ApeCrime hatte mit einem leichten Fall von Burnout zu kämpfen, ähnlich wie auch der Youtuber Cheng Loew, der für die “Apes” im Vorfeld für ihr Musikvideo gearbeitet hatte und anschließend ins Krankenhaus musste. Beiden geht es weitesgehend wieder gut, jedoch ist das Thema damit bei weitem noch nicht vom Tisch.

Youtuber haben einen harten Job und bekommen leider oft das Gegenteil an den Kopf geworfen. Der Beruf sei einfach, einmal kurz vor die Kamera setzen und das war es dann schon. Kaum jemand ist selbst in der Lage, hinter die Kulissen zu sehen oder das überhaupt zu wollen, bis dann eben Krankenhausfälle bekannt werden.

Youtube kann man als gefährlichen Beruf bezeichnen, gerade, was die Privatsphäre angeht. Wie die meisten Vollzeit-Youtuber berichten, leiden diese oft unter Schlafstörungen oder ziemlich verwirrenden Schlafrhytmen, die auch bei Cheng der Auslöser für seinen Krankenhausbesuch waren. Denn sowohl Stress, unregelmäßiger und wenig Schlaf als auch unregelmäßige, schlechte oder zu kurz gekommene Ernährung spielen in diesen Krankheitsfällen entscheidene Rollen.

Publikum ohne Empathie

Hinzu kommt, dass den Youtuber nicht nur positives Feedback auf ihre stundenlange Arbeit erwartet. Natürlich trifft das bei vielen Berufen zu, nur je größer der Youtuber, desto lauter die Flamer. PewDiePie, der größte aller Youtuber, hat sich bekanntlich vor kurzem dazu entschieden, die Kommentare komplett abzuschalten, da bei seiner Größe kaum noch gutes, sondern überwiegend schlechtes und niedermachendes unter seinen Videos stand - die ganze Eigenwerbung mal außer Acht gelassen.

Zwar hört man immer, dass die Youtuber diese Kommentare nicht an sich heranlassen, sie versuchen zu ignorieren und ihnen diese überhaupt nichts ausmachen, jedoch gibt es auch einige, die diesbezüglich mal Klartext reden. Beispielsweise hat vor längerer Zeit eine bekannte deutsche Youtuberin in einem Video angesprochen, wie sehr sie diese Anmerkungen manchmal fertigmachen würden. Abende weinend auf dem Wohnzimmersofa vor den Kommentaren verbringen und im nächsten Video dann wieder vom ach so toll laufenden Privatleben reden. Schwer nachvollziehbar ist das allemal.

Persönliche Erfahrungen

Ich persönlich durfte in den letzten Tagen auch auf dem ARS Electronica Festival die Erfahrung machen, wie anstrengend es selbst für ein Team von schwankenden zwei bis fünf Köpfen ist, jeden Tag ein Video zu produzieren und zu veröffentlichen. Fünf Tage lang haben wir uns um Aufnahmen und Umfragen bemüht, wodurch ich erfahren durfte, dass ich das auf Dauer niemals aufrecht erhalten könnte.

Jedem Youtuber wie zum Beispiel Simon Unge der jeden Tag mindestens ein Gamingvideo und einen Vlog hochlädt, gebührt so mein persönlicher Respekt für den riesigen Aufwand, den er und viele weitere sich machen. Und das alles nur, um einige wenige Menschen vor ihren Smartphones oder Computern glücklich zu machen oder zum Nachdenken anzuregen.

Mehr an sich selbst denken

Vielleicht sollten aus diesem Grund die Youtuber in Zukunft weniger an ihre Zuschauer, als an sich selbst denken. Dauerhaft kann es einfach nicht gesund sein sich zu stressen, wenig zu schlafen und sich selbst zu vernachlässigen, nur damit ein Video rechtzeitig fertig wird.

Passend dazu haben wir uns genauer mit dem Tabu, dass Youtube krank macht, auseinandergesetzt: Tabu-Thema: “Krank durch Youtube“.

Beitragsbild: RenaudPhoto (Flickr)




  • harlekingz

    Vielleicht ist weniger manchmal mehr. Das klingt jetzt einfach daher gesagt, aber wem sein eigenes Leben nicht egal ist, der muss früher oder später leider etwas zurücktreten.
    Gerade der letzten Zeit beobachte ich eben diesen “Stress” immer häufiger bei einigen YouTubern. Einige scheinen von dieser Last des ständig präsent sein zu müssen, förmlich erdrückt zu werden. Das dort bei dem ein oder anderen irgendwann eine Sicherung platzt, ist fast die logische Konsequenz aus all dem.

    Gerade im Fall von ApeCrime erinnert mich das ganze an die Ende der 90er Jahre aufgetretene Boygroup Welle. Die heutige YouTube Generation erinnert sich vermutlich nur noch schwer daran, aber auch dort trat fast genau das selbe Problem bei einigen Künstlern auf. Ich erinnere mich heute zwar nicht mehr an die Namen, aber sehe dazu gewisse Parallelen. Für mich sind gerade die großen YouTube Stars wie die Boy- oder Girlgroups von damals. Kreischend-und massenhysterische Fans vor Hallen etc. Und selbst das Bravo Magazin berichtet mittlerweile von ihnen. Und meist stand hinter diesen Band ein großer Manager oder Unternehmen, die ununterbrochen getrieben haben.

    Interessant in diesem Zusammenhang fand ich die Aussage von Porkchop Media bzw. Kilian, der kurz nach dem einmonatigen Urlaub der Jungs in einem ihrer Videos meinte, dass mit genügend Vorplanung und der Organisation alles möglich ist. Und gerade die drei scheinen eine recht distanzierte und dennoch gute Communityarbeit zu leisten. Vermutlich liegt das aber auch daran, dass sie neben dem YouTube dasein, studieren und dadurch andere Prioritäten haben. Oder kurz gefasst, nicht all zu viel Gewicht auf die Meinung der Community legen. Manch einem großen YouTube Star würde das sicher auch ganz gut tun.

  • http://gamers.ai/ gamers.AI DE Team

    An Youtube zeigt sich ganz gut die Schnelllebigkeit und Ersetzbarkeit von Dingen und Entwicklungen. Leider werden gerade junge Menschen immer mehr in diese Richtung erzogen, durch TV, Werbung uvm. .
    Auf Youtube findet zudem das gleiche statt wie in allen sozialen Plattformen auf denen es um alle Themen und Dinge geht.
    Es herrscht einfach ein Überangebot an Content, eine Reizüberflutung findet statt, der Ablenkungsgrad ist hoch und fast alles wird sofort ggf. noch heftiger, noch lauter, noch besser, kopiert.