Lohnt sich ein Kauf der EP von DAT ADAM? - Unsere Kritik zu “Chrome”
Am Freitag haben Taddl, Ardy und Marley als DAT ADAM ihre EP „Chrome“ veröffentlicht. An dieser Stelle nun unsere Rezension zum Release, auf das die Fans bereits seit Monaten warten.
Taddl, Ardy und Marley arbeiten schon seit mehreren Jahren an musikalischen Werken. Bereits 2013 veröffentlichten die beiden bekannten Webvideogesichter den Song „YouTube-Partner“, damals in Kollaboration mit dem Produzenten Vincent Lee. Taddl arbeitete dann ab dem Sommer 2014 mit Marley und stellte zusammen mit ihm seine EP „Motus“ her, welche Songs wie „Mula“ und „Roadin’“ enthält. Nun hat sich das Kollektiv den Namen DAT ADAM gegeben und in den letzten Monaten gemeinsam an ihrer EP „Chrome“ gearbeitet. Am Freitag war es dann endlich soweit: Chrome ist auf Amazon, iTunes und Spotify verfügbar.
Der erste Eindruck
In den letzten Wochen und Monaten war es ersichtlich, dass sich Taddl und Ardy sehr verändert haben und, dass die Beiden im Zuge dieser Veränderung auch einige Dinge, die für die Fans oft selbstverständlich waren, änderten, was zu einer Menge Enttäuschung bei vielen Webvideozuschauern führte. So löschten Taddl und Ardy ihre alten Videos und viele Tweets, sie produzierten über einen längeren Zeitraum keine Videos und schlossen sich zusammen mit Marley im Studio ein, um dort sehr intensiv an ihrer Platte zu arbeiten.
Und das hört man. Die Chrome-EP überzeugt direkt zu Beginn mit einer aufwändigen Produktion und gleich im ersten Song „DFA“ merkt man, wie viel Arbeit in diesem Werk steckt. Ebenfalls ist wieder einmal zu erwähnen, dass Taddl und Ardy gute Songwriter sind, die mit einer gesunden Mischung aus Flow, Textinhalten und Rythmik überzeugen.
Die Songs im Einzelnen
Die “Chrome” EP beginnt mit dem bereits erwähnten Song “DFA”. Der Beat baut gleich zu Beginn Spannung auf und die Hörer werden von Ardy direkt mit den Worten “Und wenn du merkst, der Bass drückt im Bauch und die ganze Crowd rastet mit aus, weißt du, es ist Dat fuckin’ Adam”, begrüßt.
Inhaltlich beschränkt sich das Trio hier darauf zu erzählen, wie krass ihr Sound sei und sehr häufig betonen sie, dass sie endlich einmal frischen Wind in die HipHop-Szene bringen. Taddl und Ardy beweisen auf “DFA”, dass sie raptechnisch Einiges zu bieten haben und liefern gleich eine ganze Palette an coolen Wortspielen und Vergleichen.
Seit Jahren klingt alles gleich, endlich ist damit Schluss!
Leider erfolgt dann, nach dem tollen Beginn, gleich der Tiefpunkt der EP. Grundsätzlich ist der Song “Session” zwar ganz nett, aber er tritt absolut an der falschen Stelle auf. Nach dem knackigen Beginn habe ich hier nun eher einmal eine Menge Energie erwartet und keinen absoluten Durchhänger-Track. “Session” zeigt auch die negative Wirkung von Effekten. Obwohl DAT ADAM auf “Chrome” gerade durch die vielen Effekte einen eigenen Style und Sound erschaffen, wirken die vielen Loops und Pitches beim zweiten Lied der Platte einfach nur nervig und komplett überladen.
“700 Main St” nennt sich der Song, der auf der “Chrome”-EP am meisten nach vorne geht. Nicht nur das aufwendig produzierte Video, welches durch einen tollen Schnitt und beeindruckende Bilder den ganzen Kunsteffekt des Raptrios aufzeigt, sondern auch der eingängige Gesang und Beat überzeugen den Hörer. “700 Main St” hat definitiv Ohrwurmpotenzial!
Du bist erst down mit uns, wenn du high mit uns bist.
Auf dem Track “Missets” kriegen alle Hater ihr Fett weg. Die Rapper packen ihre ganze Wut aus, die sie in den letzten Jahren verspürt haben, gegenüber Menschen, die im Internet dumme und unnötige Kommentare verfassen. Gerade YouTuber erhalten neben viel Lob auch täglich eine Vielzahl an Beleidigungen, die nicht einfach so zu überlesen sind. Besonders Taddl und Ardy können von ungerechtfertigter Kritik ein Lied singen, da sie oft für ihre äußerlichen Veränderungen zahlreiche Hasskommentare erhielten.
Neben den, immer wieder erwähnenswerten hochwertigen Zeilen, ist in “Missets” besonders die Emotionalität der Beiden zu beobachten - während sie in den einzelnen Parts eher aggressiv wirken, verspricht der von Ardy eingesungene Refrain eher eine Gleichgültigkeits-Atmosphäre. Passend dazu wechselt der von Marley produzierte Beat zwischen knallenden Drums und träumerischen Melodien.
Wenn ihr meint, wir können nicht rappen, dann haltet die Fresse und spitzt die Ohren wie Mr. Spock.
“Forrest” war der erste Song, den es von der “Chrome”-EP zu hören gab. Dieser ist sehr gelungen und glänzt durch seinen Abwechslungsreichtum. Die Nummer beginnt mit einem recht eingängigen Autotune-Part von Ardy und entwickelt sich schließlich zu einem atmosphärischen Monstrum. Während die ersten Minuten des fast siebenminütigen Stücks für gute Laune sorgen und die wohl besten Zeilen der EP enthalten, beruhigt sich der treibende Beat zum Ende hin immer mehr, bis schließlich eine Klaviermelodie dominiert. “Forrest” lebt vom Freiheitsgefühl, welches sich in den Texten und Klängen von DAT ADAM widerspiegelt.
Der letzte Song der Platte wurde zusammen mit dem Produzenten und Rapper NOK from the Future erarbeitet. DAT ADAM widmen sich hier einem spacig-futuristischen Thema und präsentieren sich dementsprechend auch im zugehörigen Video in Weltraumanzügen auf dem Mond. “UFO” kann als das passende Gegenstück zu “Session” angesehen werden, denn hier wirken die vielen Effekte kein bisschen überladen, sondern einfach nur stimmig. Taddls Rapeinstieg gehört wohl zu den coolsten Partanfängen, die ich in den letzten Jahren gehört habe.
Das Fazit
Mit vielen Postings und einem steil verlaufenden Spannungsbogen haben DAT ADAM die Erwartungen auf ihre EP in die Höhe getrieben. Diese Erwartungen kann “Chrome” auch erfüllen, denn viele Sounds sind innovativ und generell scheint sich das Künstlerkollektiv eine Menge Zeit genommen zu haben, um verschiedenste Effekte und Soundmöglichkeiten auszuprobieren. So kann es zwar manchmal dazu kommen, dass manche Stücke etwas überladen klingen, im Großen und Ganzen wirkt dieser Musikstil, der oft als “Cloudrap” bezeichnet wird, allerdings erfrischend neu in Deutschland. Fraglich ist allerdings, warum die Stücke auf der EP so angeordnet wurden, wie sie nun vorzufinden sind.
So folgt nach einem stimmungsvollen Opener gleich ein Rückschritt mit dem wohl langweiligsten und uninspirierenden Song der Platte: “Session”. Highlights sind “700 Main St”, “Forrest” und vor allem der futuristisch-angehauchte Track “UFO”. Von derartig qualitativ hochwertigen Releases können sich gerne andere YouTuber, die Musik produzieren, eine Scheibe abschneiden.
Die “Chrome”-EP könnt ihr euch hier herunterladen. Lest hier unser Interview mit DAT ADAM. Das Künstlerkollektiv wird am kommenden Wochenende einige Songs bei den VideoDays performen.
Spiegelt komplett meine Meinung wieder, schön zusammengefasst!
Danke Isabel
Ein paar Autotune Bars über nen vernüpftigen Trap Beat zu schmettern ist schon genug für “innovativ und generell scheint sich das Künstlerkollektiv eine Menge Zeit genommen zu haben”.
Bei der Anzahl von 6 Tracks naja. Im Vergleich Moneyboy haut mal kurz ein kostenloses Mixtape mit 27 Tracks raus.
Immerhin drehen sie nicht durch mit Preis für die EP.
“Cloudrap” ist natürlich ein geschicktes Marketing Tool, aber völliger BS, dass es etwas neues wäre. lgoony, lance butters, hustensaft jüngling
Es sollte nicht mehr heißen dass sie Youtuber sind, da sie sich selber jetzt als Musiker bezeichnen. Sonst spiegelt dass aber meine Meinung wider