Kolumne: Die Webvideo Sekte
Früher waren Youtuber unter sich. Man kannte sich untereinander, aber Außenstehende verstanden das Mysterium Youtube oft nicht. Dieses Bild einer annähernden Sekte bekommt langsam aber sicher Risse.
Es liegt in der Natur des Menschen, Neues zunächst kritisch zu betrachten. Es könnte ja schließlich gefährlich sein. Genauso wie es im Pleistozän Zeitalter Menschen gab, die aus Angst die Nutzung des Feuers nicht akzeptierten, gibt es heute immer noch Menschen, für die Webvideo nur eine Modeerscheinung ist.
Um Neues zu tun bedarf es Mut und Erfindergeist. Fehlschläge sind dabei vorprogrammiert, halten den Gesamtprozess der Entwicklung aber nicht auf. Wer wagt, gewinnt. Repräsentanten des klassischen Fernsehens haben es sich auf ihrem Thron bequem gemacht. Aus ihrer Perspektive ist Webvideo lange Zeit nur ein Haufen unwichtiger Kakerlaken am Boden gewesen. Allein die pure Bequemlichkeit und Ignoranz sorgt dafür, dass die Kakerlaken ungestört an den Beinen des Throns nagen können. Bis irgendwann aus Stabilität Instabilität wird und der ehemals massive Thron nur noch ein Haufen Schutt ist.
Heute ist Webvideo längst weiter. Webvideo hat Erfolg. Und überall da, wo es Erfolg gibt, gibt es auch Menschen, die auf den goldbeladenen Zug aufspringen wollen. Das ist an sich auch nichts Schlechtes, solange die Motivation besteht, guten Content zu produzieren. Ob das auch bei Kollegah der Fall ist? Das ist wahrscheinlich zu bezweifeln.
Kollegah will nichts mit der Szene zu tun haben
Erst jüngst hat der Rapper Kollegah, der seinen Stil selbst als “Zuhälterrap” bezeichnet, beim Webvideopreis drei Preise abgeräumt. Viele Stimmen aus der Szene wurden laut, er hätte es ja nicht verdient. Ob jemand etwas verdient hat oder nicht, steht bei einem Publikumspreis erst einmal nicht zur Debatte. Im Prinzip kann er ja selbst nicht viel dafür, dass seine Fans ihm so treu sind. Trotzdem treffen zwei Welten zusammen. Auf der einen Seite stehen Videoproduzenten, die mehr mit Herzblut als mit Geld ihre Videos aufwendig produzieren, auf der anderen Seite Kollegah, der nur einmal mit dem Finger schnipsen muss, damit jemand mit einer TV tauglichen Kamera vor ihm steht.
Zwei Tage nach der Preisverleihung veröffentlichte er auf seinem Kanal BosshaftTV ein Interview mit ihm und Koree. Ab Minute 22 ging es dabei auch um den Webvideopreis und die Szene im Allgemeinen. Kollegah wollte, laut eigener Aussage, den Preis erst den anderen Nominierten schenken. Das habe er aber schlussendlich nicht getan, da er ausgebuht wurde. Was danach kommt, ist meiner Meinung nach nur noch beleidigend für die Szene. Laut ihm sei der größte Teil der Videos “Fremdschäm” Material gewesen, bei einigen hätte er “sich an den Kopf gefasst”.
Gronkhs lange Rede kritisiert er ebenfalls. Kollegah sei fast eingeschlafen und hätte 15 Minuten auf die Pointe gewartet (So lang war die Rede btw. nicht). Sicher stimmt es, dass die Rede von Gronkh sehr lang war. Hätte er sich aber auch nur annähernd mit dem Thema beschäftigt, wüsste er, dass es eine Hommage an den Stil und die Art und Weise von Gronkh’s Let’s Plays war. Kollegah muss sicherlich nicht Gronkh’s Let’s Plays gucken, aber wer sich nicht einmal annähernd mit dem Thema an sich beschäftigt, sollte nicht solche Werturteile aussprechen.
Auch die folgenden Aussagen zeigen die Diskrepanz zwischen Kollegah und der Youtube Szene. Man merkt ihm an, dass er die Szene nicht einmal ansatzweise Ernst nimmt. Für mich stellt sich da eigentlich nur noch eine Frage - Warum macht man dann einen Youtube Kanal?
Abschliessend dazu passt ein weiteres Statement aus dem Video: “Macht ihr euren Youtube Scheiss alleine”
Lieber Kollegah, dazu kann ich dir folgendes empfehlen:
Kanal löschen
Wer sich selbst von Kollegahs Aussagen überzeugen will, kann das im folgenden Interview tun:
Beitragsbild: Flickr / EWVA
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cat24max | Tim
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http://broadmark.de/ Nils van Lück
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Maximilian Becker
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http://gamers.ai/herrvanplay Herr van Play
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Jimmy Dean
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http://broadmark.de/ Nils van Lück
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Jimmy Dean
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