Kolumne: Aus dem Leben des Trollus ordinaerus
Kolumnist Thomas Langhammer setzt sich dieses Mal auf nicht ganz Ernst gemeinte Weise mit den Trollen und Hatern des Internets auseinander.
Seit es das Internet gibt, gibt es auch ihn – den Trollus ordinaerus. Dabei handelt es sich meist um ein nur bedingt schädliches, dafür aber ziemlich lästiges und nur schwer zu definierendes Wesen, das vor allem durch sein sinnbefreites und zumeist auch abfälliges Herumspammen auffällt. Durch umfangreiche Untersuchungen der renomierten Kramdaorb-University of Esnab-Llort wurde nun erstmals das Leben des gemeinen Trolls genauer unter die Lupe genommen.
Der durchschnittliche Internet-Troll gehört demnach in der Regel zu den eher unterentwickelten Geschöpfen. Sein Alter ist nur schwer zu bestimmen, ebenso sein Geschlecht. Da die Internetforscher davon ausgehen, dass der gemeine Internet-Troll vorwiegend in dunklen, spartanisch eingerichteten kleinen Zimmern gedeiht, spielt das Geschlecht ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Eine Fortpflanzung auf natürlichem Wege wird nicht ausgeschlossen, ist aber eher unwahrscheinlich.
Zur bevorzugten Ernährung des durchschnittlichen Trolls gehören die Beiträge der zahlreichen User in den Foren des World Wide Web. Vermehrt anzutreffen ist das lästige Troll-Tier in letzter Zeit auch in den Videoportalen des Internets. Zu seinen negativsten Eigenschaften gehört es, dort seinen zumeist wenig Sinn ergebenden, geistigen Abfall zu hinterlassen.
Ein typisches Merkmal des Trollus ordinaerus ist sein selbstherrliches und arrogantes Auftreten. Sein Mangel an Fachwissen überspielt er gern und hofft dabei, sein atypisches Verhalten würde ihn vor kritischen Fragen oder gar Widerworten bewahren. Der Internet-Troll lässt dabei grundsätzlich keine andere Meinung als seine eigene zu.
Zu den größten Problemen des Internet-Trolls gehört die sogenannte Rechtschreibus ignoritis. Erkennbar ist sie am Unvermögen, die Groß- und Kleinschreibung zu beherzigen oder überhaupt sinnvolle Sätze zu konstruieren. Ob es sich dabei um eine Krankheit oder eine angeborene Geistesschwäche handelt, ist noch nicht abschließend ermittelt. Zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Unterarten dieser kuriosen Unart gehört die Kleinschreiberitis, mitunter auch tippus shifttastus defektus genannt. Lebensbedrohlich sollen diese Phänomene nicht sein. Sie verursachen beim Troll offenbar auch keine Schmerzen. Leiden rufen sie allerdings bei den betroffenen Usern der Community hervor, die mit den vom Troll verursachten Symptomen zu kämpfen haben.
Insgesamt konnten die Forscher der Kramdaorb-University of Esnab-Llort verschiedene Gattungen des Internet-Trolls nachweisen:
Beim sogenannten Spam-Troll handelt sich um eine zwar lästige, im Grunde aber eher harmlose Spezies. Seine geistigen Ergüsse sind meist sehr bunt und umrahmt von allerlei Smilies. Gern schreibt und kommentiert er auch abwechselnd in großen und kleinen Buchstaben.
Schwieriger wird es schon, wenn man es mit einem Schimpf- und Meckertroll zu tun bekommt. Dieser kennt grundsätzlich immer ein besseres Programm, eine bessere Band, einen besseren Youtuber usw. Alles von anderen Genannte ist schon aus Prinzip schlecht. Jeder der nicht seiner Meinung ist, wird grundsätzlich beleidigt.
Der schlimmste der Internet-Trolle ist aber der Hetztroll, auch Hater genannt. Er baut in jede seiner Äußerungen rassistische, homophobe oder antisemitische und sexistische Bemerkungen ein, gern auch mit persönlichen Angriffen verbunden. Widerspruch wird oftmals mit Beleidigungen und wüsten Beschimpfungen quittiert.
Eine weitere, erst in letzter Zeit vermehrt auftretende Spezies ist der Trollus veganus. Er fällt vor allem durch seine gottgleiche Bekehrer-Mentalität auf. Jede Diskussion über seine zumeist fleischlosen Ergüsse sind sinnlos. Auch Argumente gut durch, bringen ihn in der Regel nicht von seinen gesetzesgleichen Sichtweisen ab.
Für die Bekämpfung des Trollus ordinaerus empfehlen die Forscher der Kramdaorb-University of Esnab-Llort eine einfache und wirksame Methode: Ignorieren. Ganz offenbar irritiert die Internet-Trolle nichts mehr, als wenn man ihren geistigen Durchfall schlicht nicht weiter kommentiert. Sie lassen dann recht schnell von ihren Opfern ab, weil sie sich ungern nur mit sich selbst unterhalten. Notfalls soll falls möglich, auch ein bannen und ausschließen aus der Community zum Erfolg führen.
Schlussendlich gilt seit Anbeginn des Internets: Don’t feed the trolls! Und dieser Ratschlag wird auch weiterhin seine Richtigkeit haben.
Beitragsbild: Thomas Langhammer, Doug Wildman (Flickr)