Fernsehen, du musst deinen Ansatz ändern!
Unsere Redakteurin Louise Westermann ruft das Fernsehen in ihrer Kolumne dazu auf, sich in den nächsten Jahren verstärkt auf eine “erwachsenere” Webvideowelt zu konzentrieren.
Je älter die jetzige Generation der YouTube-Zuschauer wird und je mehr Menschen der älteren Generationen, “Webvideo” für sich entdecken, desto mehr wird in den nächsten Jahren auch die Nachfrage nach seriöseren Webvideoformaten ansteigen. Aber tun die Fernsehsender auch etwas dafür?
Problemlösung?
Momentan scheint es noch so, als würden viele der Fernsehsender versuchen, mit “jugendlichen” YouTube-Formaten (wie etwa WDRs #3sechzich) und durch die TV-Engagierung von YouTubern, den Helden vieler Jugendlicher, die jüngere Generation wieder vor den Fernseher zu locken. Ein gutes Beispiel dafür ist die gestrige TV total Wok-WM mit dem #teaminternet, welches aus den Webvideo-“Stars” Dner, Joyce Ilg, Kelly aka MissesVlog, LeFloid und Sarazar bestand, oder auch die Sendung “Geschichte Mitteldeutschlands” des MDRs, der für eben diese den YouTuber MrWissen2go engagierte.
Bei der Wok-WM handelt es sich allerdings noch um einen gesonderten Fall, wurden im Auftrag des MCNs Studio71, einer Tochterfirma der ProSiebenSat.1 Media AG, doch die YouTuber “engagiert”. Es gibt also durchaus Fernsehsender, die wissen, wie sie mit der neuen Branche umgehen müssen und die sich diese zunutze machen können.
Konkurrenz schon jetzt vorhanden
Aber natürlich schläft die “reine” Webvideobranche auch nicht - zu einem ernsthaften Konkurrenten für das lineare Fernsehen, in dieser Entwicklung vom TV hin zum Internet, könnten die Netzwerke werden. Oder besser die Tatsache, dass sie erfolgreiche Creator bündeln. Das Problem für Fernsehsender ist es, dass die Mehrheit von ihnen nicht über ein Repertoire erfolgreicher YouTuber “verfügen” kann, wie etwa ProSieben schon jetzt in gewisser Weise.
Momentan sind die Hauptkanäle von Mediakraft und Co. mit durchschnittlich 10 000 Abonnenten noch nicht allzu erfolgreich. Das kann sich aber noch ändern, wenn die Netzwerke mehr und mehr zu “eigenen” Sendern werden, die mit ihren Creatorn ein eigenes Programm auffahren. Die jetzige Generation wird sich dann nicht mehr vor den Fernseher setzen und das lineare TV-Programm einschalten, sondern sie wird sich vor den Fernseher setzen, mithilfe der integrierten Internetverbindung eine x-beliebige Webvideoplattform aufrufen und dort den Lieblingscreatorn zuschauen - egal wann, kann immer das gesehen werden, was man sich wünscht.
“Traditionelles” Fernsehen ist keine Zukunft
Der, von den meisten TV-Sendern also bisher verfolgte, Ansatz reicht meiner Meinung nach für den Moment noch aus. Doch wenn aus Zuschauern, die mit YouTube als ihrer primären Unterhaltungsquelle aufwachsen, Erwachsene werden, bin ich mir sicher, dass diese nicht vom einen auf den anderen Tag zum überwiegenden Fernsehzuschauer mutieren, nur weil sie Seriöseres sehen wollen.
Es ist also bisher überwiegend ein Ansatz, der sich längerfristig (wir sprechen hier von den nächsten 20 bis 30 Jahren) nicht wird durchsetzen können. In Zukunft wird sich dann eine schon frühe, intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Webvideo lohnen. Natürlich ist mir auch klar, dass die Sender nicht von heute auf morgen ihren Schwerpunkt in Richtung Webvideomarkt verlegen werden, konstruktive Auseinandersetzung ist allerdings ein Muss.
Beitragsbild von Paul Stevenson (CC BY 2.0)
Da hast du vollkommen recht!
Aber das tun die großen Sender doch. Egal ob Pro7Sat1, RTL Group oder ÖRs
Youtuber als C-Promis in der Wok-WM zu verheizen soll ein richtiger Ansatz sein? Würde der Artikel von ProSieben gesponsert?