Alex und Caro vom REC Verleih im Interview
Anfang August starteten Alex, auf Youtube bekannt als AlexiBexi, und Caro den REC Verleih (wir berichteten). Bei diesem können sich Youtuber, Indiefilmer und alle anderen für wenig Geld professionelles Equipment wie Kameras, Objektive oder Stative leihen. Im Interview haben wir nun mit Alex und Caro über die Idee hinter dem Verleih, dem Arbeitsaufwand und die zukünftige Planung gesprochen.
Broadmark: Wie läuft der REC Verleih zurzeit?
Alex: Kann man das zusammenfassen? Ich finde das ist zurzeit noch ein Auf und Ab. Der Verleih ist schließlich neu und wirklich Werbung in Videos machen wir erst seit zwei Monaten. Es entwickelt sich auf jeden Fall, aber man merkt, dass das etwas sehr Spezielles ist. Man muss wirklich die Leute finden und darauf aufmerksam machen, dass es den REC Verleih gibt, wo man gute Technik für wenig Geld bekommt. Das den Leuten klar zu machen ist schwierig.
Mittlerweile gibt es aber eine Kundenbasis, die da ist und mit der wir die monatliche Miete reinbekommen, aber Potenzial nach oben ist natürlich auf jeden Fall vorhanden.
Broadmark: Was für Leute leihen denn bei euch Equipment aus? Sind das nur Youtuber oder auch andere Zielgruppen?
Alex: Wir hatten mal drei Youtuber, die sich für ihre Aufnahmen ein Stativ, Mikrofon und so geliehen haben. Das war dann sehr spannend unter „Youtubekollegen“ zu sehen, wie die damit arbeiten.
Caro: Auch ein Lehrer hat für ein Schulprojekt etwas ausgeliehen.
Alex: Und wir hatten tatsächlich einen Großkunden, eine Agentur für ein großes Telekommunikationsunternehmen, die dann plötzlich ein Stativ, Lampe und Mikrofon brauchte. Es ist also ein sehr bunter Mix und man kann gar nicht sagen, dass wir jetzt eine spezielle Zielgruppe bedienen, sondern die anderen schauen auch mal rein, weil wir aufgrund der Preise wahrscheinlich auch für die dann attraktiv sind.
Broadmark: Wie ist denn bislang die Resonanz? Kommt das Konzept gut an?
Alex: Ich glaube den größeren Kunden, wie der Agentur für das Telekommunikationsunternehmen, ist das egal. Aber wenn man eben auch die jüngeren Leute im Alter von 13 oder 14 Jahren sieht, die sich dann eine Actioncam holen und sagen. „Geil, ich kann jetzt auch mit einer GoPro, die sonst 400 Euro kostet, für nur 15 Euro zwei bis drei Tage Spaß haben und mich bei meiner BMX-oder Schwimmtour oder sonst was filmen“, merkt man, dass die das zu schätzen wissen und merken, dass sie dann auch an solches Equipment kommen ohne gleich ihre iPhones oder Flachbildfernseher verkaufen zu müssen.
Ich glaube aber viele sehen leider Verleih, billig, läuft. Man muss deswegen die Leute aufklären und ihnen klar machen, dass da auch mehr dahinter steht.
Broadmark: Wie kamt ihr denn auf die Idee den REC Verleih zu gründen?
Caro: Das kam spontan. Ich glaube ich habe nur eine Nachricht von Alex bei WhatsApp bekommen „Du, ich hab ne Idee“. Dann hat er mir mehr darüber erzählt und ich habe dann gesagt. „Klingt gut, können wir machen.“
Alex: Ich glaube aber den wirklichen Ursprung vom REC Verleih kann man schon in meinen Videos erkennen, wo immer die Schränke mit Optiken und Kameras zu sehen waren. Mir fiel immer mal wieder auf, dass ich zum Beispiel eine Woche lang nur mit einer DSLR gefilmt habe, während der Rest vom Equipment dann im Schrank vollstaubte. Das war eigentlich schade. Auch haben mich immer wieder Zuschauer gefragt, was das für Geräte sind, die ich benutze, wo man sowas herbekommt und was diese kosten.
Das waren glaube ich so viele Elemente, die dann in meinem Kopf gesagt haben: “Warum sollten die Sachen denn bei mir rumstehen? Man könnte mit den Kameras, Objektiven und dem ganzen anderen Kram doch auch etwas tun.” Die Sachen, die ich verleihe, sind halt nicht extra gekauft, sondern die sind halt auch vorhanden. So ist dann am Ende die Idee vom Verleih entstanden.
Dann kamen noch die ganzen anderen Schritte, wie der Verleih heißen soll, was in den Verleih rein soll, wie dieser aussehen soll, wo wir hin wollen und was wir alles dafür brauchen. So gesehen ist es immer noch nicht klar, was wir alles anbieten wollen und ob wir hier in diesem Büro bleiben. Es ist eigentlich immer noch ein sich entwickelnder Prozess.
Broadmark: Und dann hast du dir gesagt, ich setz mir ein Limit von 1000€ und probiere es einfach mal aus, wie es läuft und ob das Konzept ankommt?
Alex: Genau das habe ich gemacht. Ich meine das ist halt ein netter Versuch und wenn das bis zum Ende des Jahres nicht klappt, ist das auch okay. Dann können wir immerhin sagen, dass wir es probiert haben und vielleicht einfach die Zeit noch nicht reif war. Bislang ist das Ganze aber noch so frisch, wir probieren natürlich erst einmal weiter.
Broadmark: Wie viel Zeit steckt ihr denn in den REC Verleih?
Caro: Das ist ganz unterschiedlich. Mal gibt es in einer Woche weniger zu tun und in anderen Wochen, wie zum Beispiel während der Gamescom, wollten alle irgendetwas ausleihen, sodass wir da dann dementsprechend viel zu tun hatten. Man kann das aber gar nicht so pauschal sagen.
Alex: Wir mussten sogar auf der Gamescom noch Produkte rumhiefen. Dadurch, dass dann ganz viele Leute ein bestimmtes Produkt haben wollten, stellt man sich natürlich auch die Frage, ob wir nicht vielleicht das Produkt zweimal, anstatt einmal haben sollten.
Nach der Gamescom kamen aber auch wieder Produkte in den Fokus, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat und wo man sich dann denkt: „Verrückt!“ Deswegen glaube ich, mus man die Leute erst noch kennenlernen, was noch Zeit in Anspruch nimmt.
Vor kurzem haben wir auch die Homepage umgestellt, weil wir gemerkt haben, dass diese zwar nett, aber zu kompliziert war. Nicht nur für uns, sondern auch für die Kunden. Aus diesem Grund haben wir nun auch ganz banale Dinge, wie einen Warenkorb, integriert. Das ist zwar eigentlich für viele selbstverständlich, aber da wir das uns alles autodidaktisch beigebracht haben, stellt uns das immer wieder vor neue Herausforderungen. Das nimmt echt Zeit in Anspruch.
Generell ist es dadurch kein normaler „Nine to Five“ Job. Mal habe ich morgens eine Idee, die ich dann sofort umsetze, mal machen wir den ganzen Tag lang Fotos von den Produkten und dann müssen natürlich auch noch die Pakete zur Post gebracht werden. Zeitlich investiert man viel, aber es ist noch gerade so ausgeglichen, dass man sagen kann, man macht nebenbei noch Youtube oder das Studium. Auch ein Privatleben gibt es natürlich noch. (lacht) Der Verleih ist ja kein Job, sondern immer noch ein Projekt.
Broadmark: Habt ihr schon eine genaue Planung für die Zukunft und konkrete Ziele? Oder schaut ihr erstmal bis zum Jahresende, wie es läuft?
Alex: Würde es halt nicht Geld kosten, könnte man das so gesehen ewig weiterlaufen.
Caro: Ziel ist es erst einmal die Kosten zu decken. Deshalb schauen wir nun, wie es bis zum Ende des Jahres läuft und ob das alles funktioniert.
Alex: Wenn es funktioniert, dass wir wenigstens die Miete wieder reinkriegen, habe ich damit auch gar kein Problem und das Projekt kann gerne so weiterlaufen. Aber es bleibt halt wirklich abzuwarten. Zum Beispiel beim Thema Weinachtsgeschäft stellt sich halt die Frage, ob die Leute eher die Produkte kaufen oder sie für Familienfeiern leihen. Wir müssen uns da echt noch finden. Alle Menschen, die bisher da waren, waren so unterschiedlich, dass man das momentan sehr schwer prognostizieren kann. Man hofft aber natürlich immer das Beste.
Broadmark: Das heißt die Preise setzt ihr wirklich so niedrig, wie man sie aus wirtschaftlicher Perspektive setzen kann?
Alex: Ganz genau. So ist es.
Caro: Das ist auch unser Gedanke, den Leute für kleines Geld gutes Equipment zum Verleihen anbieten zu können.
Alex: Wenn man schaut, dass wir Produkte wie die Sony-FDR AX100, die drei bis vier Tausend Euro kosten, pro Tag für 29 € anbieten, sieht man, dass wir bei dem Verhältnis nicht reich werden. Es ist wirklich nur so, dass wir die Preise nach Schätzungen so festlegen, dass wir die Kosten begleichen können.
Broadmark: Alex, gibt es irgendeine Kamera oder ein anderes Gerät, wo du sagen würdest, das verleihe ich gar nicht?
Alex: Ja, die gibt es, meine Sony Alpha 7s. Das ist meine Arbeitskamera und auch wenn man natürlich nichts Schlechts denkt, kann es natürlich immer mal passieren, dass diese beim Verleihen kaputt geht und ich dann nicht arbeiten kann. Das ist deswegen die einzige Kamera, die ich nicht weggebe.
Broadmark: Vielen Dank für das Interview.
Beitragsbild und Artikelbilder: Lukas Menzel (Broadmark auf Flickr)